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Die japanische Sprache Teil 1.

Für mehr als 125 Millionen Menschen ist Japanisch Muttersprache. Somit besetzt Japanisch in der Weltrangordnung den neunten Platz, noch vor Deutsch, Französisch oder Italienisch. Die japanische Sprache Teil 1. weiterlesen

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Die Zikade und Großmeister Daishi

8. Die Zikade und Großmeister Daishi 蝉と大師様

Vor langer Zeit, als Kôbô Daishi* in verschmutzter Kleidung wie ein Bettler durch verschiedenste Gebiete des Landes reiste, kam er an einem Bauernhof in einem gewissen Ort vorbei und fragte nach einer nächtlichen Unterkunft.
Das Erscheinungsbild Daishis war jedoch so elend, dass der Bauer ihm knapp jegliche Hilfe verweigerte und ihn fortschickte. Nachdem er dies getan hatte, realisierte er, dass der Bettler Kôbô Daishi gewesen sein musste.
Rasch kletterte er auf einen hohen keyaki-Baum* und schrie, “Hey da, Großmeister Kôbô! Hey da, Großmeister Kôbô!”
Doch Daishi musste schon zu weit gegangen sein und konnte nicht zurückgerufen werden. Während er weiterhin mit Herz und Seele schrie, verwandelte sich der Farmer langsam in eine Zikade namens chibahime*.
Noch heute, wenn der 23. August sich nähert, sammeln sich diese Zikaden in den großen keyaki-Bäumen und schreien mit hellen Stimmen. Die Leute sagen, dass dies wohl daran liegt, dass dies der Tag ist, an dem Großmeister Daishi kam und nach Unterkunft fragte.

*Daishi: Kūkai (jap. 空海; dt. etwa „Meer der Leere“; * 27. Juli 774 in Byōbugaura (heute: Zentsūji); † 22. April 835 (jap. Kalender: 835/3/21) am Kōya-san) war ein buddhistischer Mönch, Gelehrter und Künstler der frühen Heian-Zeit Japans. Er ist der Begründer des japanischen Shingon-Buddhismus – häufig auch als „mantrischer“ oder „esoterischer“ Buddhismus bezeichnet. Unter dem postumen Ehrentitel Kōbō Daishi (弘法大師) wurde er von späteren Generationen mehr und mehr überhöht, so dass sich in seinem Bild verifizierbare historische Elemente mit vielerlei Legenden vermischen. Unbestritten ist jedoch sein überragender Einfluss auf die Entwicklung des Buddhismus in Japan und die japanische Kultur. (wikipedia)
*keyaki-Baum: Die Japanische Zelkove (Zelkova serrata) (jap. ,keyaki, kor. neutinamu 느티나무; Syn.: Zelkova acuminata, Zelkova hirta,Zelkova keaki), auch Keaki genannt. (wikipedia)
*chibahime: die gemeine japanische Zikade

Quelle: freie Übersetzung nach Mayer und Kunio (1952)

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Der Eulenfärber

7. Der Eulenfärber 梟染め屋

Vor langer, langer Zeit war die Eule ein Färber. Sie erhielt Aufträge von vielen Vögeln und färbte alle möglichen Kleidungsstücke für diese beruflich. Zu dieser Zeit war die Krähe ein richtiger Stenz* und flog in einem strahlendweißen Anzug herum.
Eines Tages kam diese Krähe zum Eulenfärber und sagte, “Färbe meinen Anzug in einer Farbe, die man nirgend anders sieht.”
Die Eule nahm den Auftrag an und färbte den Anzug so schwarz wie Kohle. “Auf der ganzen Welt gibt es keine andere Farbe, die wie diese ist.”
Die Krähe war außer sich, doch konnte sie nichts dagegen tun. Sie vergaß niemals ihren Zorn der Eule gegenüber. Wann immer sie das Gesicht der Eule sieht, wird die Krähe wütend und verhält sich ihr gegenüber gemein. Aus diesem Grund versteckt sich die Eule bis heute nicht nur im Wald und kommt niemals heraus, während die Krähe wach ist, sondern, wenn die Krähe manchmal heraus findet, wo die Eule sich versteckt, wird diese von der Krähe maltretiert.

 

*im Original: dandy
Quelle: freie Übersetzung nach Mayer und Kunio (1952)

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Der Kuckuck und der Würger

6. Der Kuckuck und der Würger* 時鳥と百舌

Es gibt auch eine Geschichte darüber, dass der Kuckuck vor langer, langer Zeit ein handeltreibender Schuhmacher war. Der Würger war zu dieser Zeit ein Packpferdführer. Immer beauftragte der Würger den Kuckuck, seinen Pferden die Hufe zu schuhen, doch nie zahlte er die Rechnung.
Der Kuckuck behielt dies in Erinnerung und ruft nun immer, “靴の代は如何した (Was ist mit der Schuhrechnung)?”
Daraufhin versteckte sich der Würger immer aus Scham dann irgendwo, wenn die Zeit war, dass der Kuckuck raus kommt und ruft. Der Würger fängt seitdem alle Arten von Insekten und spießt diese auf Zweige, um den Kuckuck bei guter Laune zu halten.

Jedoch gibt es außerdem auch die folgende Geschichte, und es ist schwer zu sagen, welche wahr ist.
Vor langer Zeit mochte der Würger das Weintrinken. Der Kuckuck gab ihm Geld, mit welchem er eine Buddhastatue für den Altar seiner Familie kaufen sollte, doch gab dieser alles für Wein aus.
Daher erinnert der Kuckuck den Würger jedes Jahr, wenn dieser zugegen ist und ruft, “本膳かけたか(Hast du schon die Statue aufgestellt)?”
Wenn der Würger dies hört, bleibt er so leise wie nur möglich und kommt nicht heraus.
Manche würden sagen, dass das Gesicht des Würgers rot ist, da er den Wein getrunken hat; andere würden sagen, dass das Gesicht des Würgers rot ist, da er sich schämt.

 

*gemeint ist hier der Büffelkopfwürger oder Japanische Würger, eine Vogelart
Quelle: freie Übersetzung nach Mayer und Kunio (1952)

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Die Kuckucksbrüder

5. Die Kuckucksbrüder 時鳥の兄弟

Vor langer, langer Zeit hatte der Kuckuck einen sehr gutherzigen jüngeren Bruder. Jedes Jahr im Mai ging der jüngere Bruder in die Berge, um dort Süßkartoffeln auszugraben, und kochte diese. Die besten von diesen gab er seinem älteren Bruder.kuckuck
Der ältere Bruder jedoch traute ihm trotz dessen nicht, und war sich sicher, dass sein Bruder die besseren Süßkartoffeln für sich behielt. Schließlich tauchte er in großem Zorn mit einem großen Fleischermesser auf und tötete seinen jüngeren Bruder. Er schnitt seinen Bauch auf, doch sah er dort nur grobe wilde Süßkartoffeln, voller Löcher. Voller Reue und Trauer über seine grausame Tat, änderte sich seine Gestalt zu der heutigen.
Und daher fliegt der Kuckuck noch heute immer, wenn es Zeit ist, die Süßkartoffeln zu ernten, herum und singt. Wenn du genau hinhörst, hörst du sein Klagen,

おとうと こいし (Armer kleiner Bruder,)
ほって にて くわそ (Ich ließe dich graben und kochen und essen;)
おとうと こいし (Armer kleiner Bruder,)
いも ほって くわそ (Süßkartoffeln ließe ich dich graben und essen.)

Quelle: freie Übersetzung nach Mayer und Kunio (1952)

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Die Gefolgsamkeit der Taube

4. Die Gefolgsamkeit der Taube 鳩の孝行

Vor langer langer Zeit war die Taube ein wirklich launisches Geschöpf, welches nicht auch nur einmal auf seine Mutter hören wollte. Sagte seine Mutter, dass es in die Berge gehen sollte, so ging es auf die Felder. Sagte seine Mutter, dass es auf die Felder gehen sollte, so ging es in die Berge.
Die Mutter wollte nach ihrem Tod auf einem ruhigen Berg begraben werden, doch dachte sie sich, falls sie den Wunsch so ihrem Sohn gegenüber äußerte, würde dieser erneut das Gegenteil tun, also bat sie ihn mit Absicht, ihr Grab auf einer hato2Sandbank im Fluss zu errichten.
Nun begab sich, dass die Mutter starb und der Sohn realisierte zum ersten Mal, dass es falsch war nie auf seine Mutter gehört zu haben. Dieses Mal tat er wie geheißen und errichtete das Grab auf einer Sandbank im Fluss. Als der Fluss sich jedoch mit Regen füllte, wurde die Taube panisch vor Sorge, dass das Wasser das Grab hinweg spülte.
Und aus diesem Grund erinnert sich die Taube noch heute, wenn es regnet, und weint, “トートーポッポ、親が恋しい(tô-tô-poppo, oh arme Mutter)!”
Es wäre wohl besser gewesen, hätte die Taube ihrer Mutter schon ein wenig früher gehorcht.

Quelle: freie Übersetzung nach Mayer und Kunio (1952)

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Der Spatz und der Specht

3. Der Spatz und der Specht 雀と啄木鳥

Vor langer, langer Zeit waren der Spatz und der Specht Schwestern. Als eine Nachricht sie erreichte, dass ihre Mutter krank war und im Sterben lag, war die Spatzendame gerade dabei ihre Zähne zu schwärzen, dennoch flog sie schnell zu ihrer Mutter, um sich um sie zu kümmern. Daher sehen ihre (des Spatzes) Wangen bis heute verdreckt aus, während die obere Hälfte ihres Schnabels immer noch weiß ist. Die Spechtdame hingegen nahm sich viel Zeit, legte gemütlich Rouge und Puder auf und kleidete sich an, bevor sie sich auf den Weg machte.

Daher können Spatzen, obwohl ihre Erscheinung nicht die schönste ist, immer in der Nähe von Menschen leben und genügend von dem Getreide essen, welches auch Menschen essen. Und obwohl das Aussehen des Gesichts des Spechtes wunderschön ist, so kann er doch nur von früh morgens an im Wald herum fliegen, auf Bäume hämmern “gakkamukka“, und gerade so drei Würmer am Tag finden. Wenn die Nacht kommt, fliegt der Specht zurück in seine Baumhöhle und weint, “おわえ、病めるだや (Oh, mein Schnabel schmerzt).”

Quelle: freie Übersetzung nach Mayer und Kunio (1952)

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Wieso die Qualle keine Knochen hat

2. Wieso die Qualle keine Knochen hat 海月骨無し

Vor langer, langer Zeit erwartete die Gemahlin des Königs des Drachenpalastes ein Kind, und sie hatte das seltsame Verlangen, eine Affenleber zu speisen. Willens ihren Wunsch irgendwie zu erfüllen, rief der König nach einem seiner Untertanen, der Schildkröte, und fragte sie, ob sie eine Lösung kenne.
Die Schildkröte war ein weises Geschöpf. Sie begab sich umgehend auf eine Reise und traf unterwegs auf die Insel Japans und fand dort einen Affen auf einem Berg nahe eines Strandes spielen.
“Meister Affe, Meister Affe, möchtest du vielleicht als Gast in den Drachenpalast kommen?” fragte die Schildkröte. “Dort gibt es hohe Berge und alle möglichen Feste. Wenn du möchtest, nehme ich dich mit,” bot sie an, und zeigte ihren großen Rücken.
Der ahnungslose Affe wurde von den schönen Worten verlockt und begab sich frohlockend zum Drachenpalast. Als er ankam stellte er fest, dass der Ort noch prächtiger war als ihm erzählt wurde.
Während der Affe am Eingangstor stand und auf die Schildkröte wartete, dass sie ihn führt, schaute die Qualle, die der Pförtner war, dem Affen ins Gesicht und brüllte vor Lachen.kahage
“Meister Affe, du bist wirklich ahnungslos, oder? Die königliche Gemahlin wird ein Kind gebähren und sagt, dass sie eine Affenleber verspeisen möchte. Deswegen wurdest du als Gast eingeladen,” erklärte die Qualle.
“Das geht nicht,” dachte der erschrockene Affe, doch war auch er clever. Er wartete also, als hätte er nichts gehört.
“Meister Schildkröte,” rief der Affe aus, “Ich habe etwas unheimlich dummes getan. Hätte ich gewusst, dass es solch ein Wetter wird, hätte ich meine Leber mit gebracht, doch ich habe nicht daran gedacht und habe sie in einem Baum auf dem Berg hängen lassen, damit sie in der Sonne trocknet. Falls es zu regnen beginnt, könnte sie nass werden, und das besorgt mich.”
“Was, du bist mit gekommen und hast deine Leber zurückgelassen?” schrie die Schildkröte. “Dann gibt es nichts anderes zu tun als zurückzugehen und sie zu holen.”
Daraufhin nahm sie den Affen erneut auf ihren Rücken und brachte ihn zum Strand zurück. Sobald sie Land erreichten, sprang der Affe ab und kletterte auf die Spitze des höchsten Baumes. Dort angekommen sah er aus als wäre nichts geschehen.
Alarmiert fragte die Schildkröte, “Was ist los, Affe, alter Freund?”
Lachend antwortete der Affe, “Innerhalb des Ozeans kann es keine Berge geben; außerhalb des Körpers kann es keine Leber geben.”
“Dies ist sicher passiert, weil die redselige Qualle zu viel gesprochen hat, während der Affe am Tor gewartet hat,” beschwerte sich die Schildkröte als sie zum Drachenkönig zurück kam.
“Dieser widerspenstige Kerl!” brüllte der König. “Schäle all seine Schuppen ab! Entferne all seine Knochen!”
Dies ist wie die Qualle die Form bekam, die sie nun hat. Es war eine Strafe für ihre Redseligkeit.

Quelle: freie Übersetzung nach Mayer und Kunio (1952)